"Imbéciles - Emmett Cullen" von Ann Martinez | Bis(s) (2023)

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und

galaxien

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ᵒᵏᵗᵒᵇᵉʳ ²⁰²²

WENN

man unsere Kleinstadt betrachtete, gab es eigentlich nicht viel zu entdecken. Port Alberni hatte laut Wikipedia 18.000 Einwohner und eine der höchsten Niederschlagsdichten in ganz Kanada.

Was meine Mutter aus Mexico hierher verschlagen hatte, war mir bis heute ein Rätsel. Ebenso ein Rätsel war, wieso es meinen Vater aus Puerto Rico hierher verschlagen hatte. Er war Musiker, hatte eine Zeit lang in New York gelebt und war dann aus mir gänzlich unbekannten Gründen hierhergekommen. Mom arbeitete im Krankenhaus und hatte vor ein paar Jahren neben ihrem Job als Krankenschwester ein Studium in Medizin angefangen und war nun in ihrem ersten Lehrjahr als Ärztin. Mein kleiner Bruder, Mateo war dreizehn und das sagte alles über seinen Charakter aus. Ich wusste nicht, woran es lag, aber Jungs in dem Alter waren einfach schrecklich.

„Lucía! Gib es zu!", ich seufzte und legte meinen Kopf in den Nacken. Zurzeit war er der festen Überzeugung, dass ich seine Switch geklaut hatte. Ich machte seit ich zu Hause war Hausaufgaben und hatte wenig Interesse daran seine Dinge zu stehlen.
„Mateo, zum letzten Mal! Nein!"
„Du bist eine miese Lügnerin!"
„Warum sollte ich deine Switch haben, du Strohkopf?", rief ich zurück.
„Weil du keine Freunde hast!" Ich runzelte die Stirn und seufzte. An seinen Beileidigungen musste er dringend

arbeiten.Klaviermusik stoppte, eine Tür wurde zugeworfen.
„Welch eine Aussage. Soll ich dir einen Preis bringen?!"
„Meine Switch wäre genug!"

Ich schlug schwungvoll mein Geschichtsbuch zu und schloss die Augen. Der Aufsatz über den Unabhängigkeitskrieg musste warten.

„Habt ihr es?", rief mein Vater aus seinem Zimmer.
„Sag der blöden Kuh, sie soll mir-"
„Zuallererst hören wir auf damit, deine Schwester als Kuh zu bezeichnen!"
„Aber sie–"
„Luz, hast du Mateos Switch?", unterbrach mein Vater meinen Bruder erneut.

Ich schmunzelte leicht. „Nein!"

„Hast du im Schuhschrank nachgeschaut?"
Es folgten einige Sekunden der Stille.
„Hab sie"

Ich machte mir gar nicht mehr die Mühe zu fragen, warum sich das Teil im Schuhschrank befand, noch warum Dad es wusste.

Ich schlug endlich wieder mein Geschichtsbuch auf und schrieb den Aufsatz. Ma würde erst am frühen Abend wiederkommen und Pa würde bis dahin irgendein Essen vorbereitet haben. Vielleicht konnte ich ihm dabei helfen.

Ich ignorierte mein Handy zunächst, als es immer wieder aufleuchtete und neue Benachrichtigungen anzeigte, doch nachdem es das zehnte Mal aufblitzte, schnappte ich es mir. Mel hatte mir zehn Nachrichten geschickt, sowie drei TikToks und ein Instagram Reel. Heute Abend würde sie mich wieder fragen, ob ich ihr die Hausaufgaben schicken könnte. Noch hatte ich ihr nicht erzählt, dass zu meinem Missfallen Rosalie am kommenden Wochenende zu meinem Geburtstag aufkreuzen würde.

Leon hatte mir eine kurze Entschuldigung geschrieben und dann gefragt, ob ich zu seinem Geburtstag Kekse mitbringen könnte. Er hatte nur eine Woche nach mir Geburtstag.

Die nächste Nachricht kam von einer mir unbekannten Nummer, doch als ich das Profilbild erkannte musste ich mir ein genervtes Seufzen verkneifen.

Das Bild zeigte ihn im Wald, auf einem Holzstumpf, klatschnass mit einem riesigen Fisch in der einen Hand und einer Coladose in der anderen und einem Grinsen im Gesicht, dass nichts Gutes versprach.Ich wählte den Chat und las die drei Nachrichten durch, die er geschickt hatte.

(Video) ALPHA BLONDY Les Imbéciles

04:55 pm: Hii

04:56 pm: Achso ja, Emmett hier

04:56 pm: Wie hieß das Buch, was wir lesen müssen?

Ich schüttelte leicht den Kopf und beschloss zuerst Leon zu antworten.

05:07 pm: Kein Problem, die Schokocookies?

05:07 pm: Natürlich die Schokocookies!

Ich lächelte und ging auf meinen Chat mit Mel, die in der Zwischenzeit zwei weitere Nachrichten geschickt hatte.

Die ersten vier waren eine Entschuldigung und Rechtfertigung, auf die ich gar nicht weiter eingehen wollte und dann kamen weitere Kommentare, sowie ein Link zu einer Ticketwebsite für ein Konzert im nächsten Jahr.

05:10 pm: Sollen wir zusammenlegen und das Leon schenken?

Die Ticketpreise gingen tatsächlich und die kleine Indie-Band spielte nur eine Stunde von Port Alberni entfernt in der nächsten größeren Stadt Nanaimo.

05:11 pm: Die Idee ist gut, aber wie kommen wir da hin?

Ich fuhr mit dem Fahrrad zur Schule, da wir uns keine Versicherung für ein zweites Auto leisten konnten und ich mir ziemlich sicher war, dass Mom das Auto für die Rufbereitschaft brauchte. Mel hatte keinen Führerschein und Leon fahren zu lassen schien in meinen Augen etwas unfair.

05:11 pm: Guter Punkt. Taxi?

05:12 pm: Dann können wir die Tickets auch ganz sein lassen

Taxis waren unglaublich teuer und gute Busverbindungen konnte man hier vergessen. Wir mussten uns also etwas anderes einfallen lassen.

Ich ging auf den Chat mit Emmett zurück, in welchem zwei neue Nachrichten eingetroffen waren.

05:07 pm: Ignorierst du mich?

05:14 pm: Huhu

Ich seufzte leise und schrieb ihm Titel und Autor des Buches. Wir hatten „Das Geisterhaus" von Isabel Allende zu lesen. Meine Mutter hatte es mir einmal zu Lesen gegeben und ich hatte die knapp 560 Seiten innerhalb von wenigen Tagen verschlungen.

05:15 pm: Das Geisterhaus von Allende

05:15 pm: Ach ja, das war's

(Video) IMBÉCILES JAJAJA

05:15 pm: Jeder liest es erstmal und dann starten wir mit der Powerpint?

Ich hatte nicht erwartet, dass Emmett so engagiert an das Projekt gehen würde. Aber er war nicht ohne Grund einer der Besten im Unterricht, dass musste ich ihm lassen.

05:16 pm: Ich habe das Buch erst letztens gelesen, sag mir einfach wann du fertig bist, dann können wir weiteres besprechen

05:17 pm: Alles klar

„Lucía! Hilfst du mir beim Kochen, querida

?"

Ich legte mein Handy beiseite und stand von meinem Schreibtisch auf. Die Hausaufgaben konnte ich auch noch nach dem Essen fertig machen.

Mein Vater liebte es zu kochen und das schmeckte man auch. Wenn er nicht komponierte, oder geschäftlich unterwegs war, kochte er.

„Was gibt's heute?", fragte ich und begutachtete die Zutaten, die er aus dem Kühlschrank genommen hatte.

Teig für Enchiladas, Tomaten, Zwiebel, Chilis, Avocado, Bohnen und Käse. Meine Frage war unnötig gewesen.

„Enchiladas", antwortete mein Vater trotzdem und reichte mir ein Messer. Ich zog das Schneidebrett aus einer Schublade und begann damit das Gemüse zu schneiden, während mein Vater den Käse rieb und den Teig vorbereitete.

„Gibt es etwas Neues aus der Schule?"
„Wir haben einen Vokabeltest in Spanisch geschrieben und in Geschichte müssen wir einen Aufsatz über die kanadische Unabhängigkeit schreiben... Sonst nichts weiter" antwortete ich und schob die fertig geschnittenen Tomaten in eine Schüssel.

„Was hast du für Samstag geplant? Deine Mutter und ich wollten am frühen Nachmittag zu deiner Tante fahren, damit du das Haus für dich hast"

„Das wäre nicht nötig gewesen", murmelte ich. Pa klopfte mir auf die Schultern.
„Doch, doch. Es ist schon in Ordnung. Du bist viel zu selten unterwegs. Lass dich zumindest an deinem Geburtstag von deinen Freunden feiern"

„Luz hat keine Freunde!"

Mateo kassierte einen leichten Klaps auf den Hinterkopf und er kicherte diabolisch, bevor er versuchte, ein Stück Tomate aus der Schüssel zu klauen.
„Hast du dir die Finger gewaschen, du Wurm?"
Er schüttelte den Kopf und steckte die Zunge aus, bevor er sich umdrehte und den Kühlschrank öffnete.

„Es gibt in einer halben Stunde Essen, Mateo"
Der Junge gab ein genervtes Geräusch von sich und warf seinen Kopf in den Nacken.
„Du kannst aber gerne schon einmal den Tisch decken", schlug mein Vater vor. Mateo verdrehte die Augen und setzte sich die Kapuze seines Pullis auf, bevor er sich die Hände wusch und dann Teller herausnahm.

„Hast du deine Hausaufgaben gemacht?", fragte Dad an meinen Bruder gerichtet. Ich beobachtete die Miene des Jungen, der die Augen theatralisch verdrehte und dann mit einem lang gezogenem „Ja" antwortete.

War es die Wahrheit? Wahrscheinlich nicht. War es mein Problem? Definitiv nicht.

Gerade als wir mit Kochen fertig geworden waren, ging das Schloss in der Tür und ein lautes „Hola" wurde ins Haus gerufen.

„Essen ist fertig!", rief Pa und ich ging zur Tür, um meiner Mutter ihre Jacke abzunehmen. Sie sah müde aus und anhand ihres Gesichtsausdrucks, wurde mir bewusst, dass heute wieder jemand gestorben sein musste.

Sie hatte zwar erzählt, dass man irgendwann lernte damit zu leben, es aber immer schwer war zu akzeptieren.
„Du hast alles gegeben", sagte ich ihr und schloss sie in die Arme. Meine Mutter seufzte und ich spürte sie nicken.
„Ich weiß, aber der Patient war noch so jung"

Ich hatte fast vergessen, dass sie den nächsten Monat auf der Pädiatrie verbrachte. Aber jetzt ergab ihre Stimmung noch so viel mehr Sinn.

„Es gibt Enchiladas", versuchte ich sie aufzumuntern und sie lächelte mir dankbar entgegen, bevor sie meinen Vater zur Begrüßung küsste und Mateo durch die Haare wuschelte.

„Gibt es bei euch etwas neues, Kinder?", fragte sie, nachdem wir alle am Esstisch platzgenommen hatten. „Luz hat einen Vokabeltest geschrieben"

„Ich hab eine C+ in Mathe bekommen", verkündete Mateo und biss in sein Essen.

(Video) Vianney - Les Imbéciles (Video Lyrics)

„Schonmal besser als die C- vom letzten Mal", zwinkerte Dad und Mom nickte lächelnd.

„Sag mal, Ma, ich hatte dir doch ‚Das Geisterhaus' zum Lesen geliehen", fiel mir ein.
„Ja, querida

, warum?"
„Wir haben eine neue Gruppenarbeit in Spanisch. Ich muss das Buch vorstellen", erklärte ich.
„Oh, schön. Dann sehen wir ja Kennedy mal wieder. Ich mag sie"

Ich schüttelte den Kopf und rümpfte die Nase.
„Nope, ich muss mit Emmett Cullen zusammenarbeiten"

„Cullen, wie Carlisle Cullen?", fragte Dad, Moms Augen leuchteten auf.

Jetzt würde das wieder losgehen.

„Jap", sagte ich resigniert.

„Oh wie wunderbar. Doktor Cullen erzählt immer so warm von seiner Familie. Sag, Emmett war der große, oder?", fing Mom sofort an zu schwärmen.

Im Gegensatz zu mir, schien auch keiner aus meiner Familie mit den Cullens zu haben. Ich konnte nicht sagen, dass ich damit keine Probleme hatte.

„Emmett war der, der mir in Spanisch auf die Nerven geht", erinnerte ich meine Mutter, doch diese überging meinen Kommentar lächelnd und stieß mich in die Seite.

„Doktor Cullen ist ein wirklich toller Lehrarzt, Schatz. Du hättest ihn heute mit den Kindern sehen müssen. Wirklich talentiert", seufzte sie und überging meinen Kommentar einfach.„Er ist verheiratet", schnaubte ich.Dad lachte und zwinkerte meiner Mutter zu.

„Ach und seine Frau und Kinder... Esme und Rosalie kommen jeden Mittwoch, um den Kindern vorzulesen", ich musste sehr gegen den Drang ankämpfen meine Augen zu verdrehen.

„Mom, wenn du nicht gleich aufhörst über McDreamy und seine perfekte Familie zu schwärmen, kommt mein Essen mir wieder hoch", beschwerte ich mich.

Mateo schnaubte und nickte leicht. „Emmett ist cool, aber Jasper ist creepy", stimmte er mir teils zu und knüllte seine Serviette zusammen.

„Der Junge ist wirklich kurios. Edward hat aber auch seine Eigenarten", stimmte Mom zu. Ich nickte nur und Mateo schüttelte sich leicht.

„Wen hast du jetzt eigentlich zu deinem Geburtstag eingeladen", fragte Mom und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.Die ewige Debatte. Ich seufzte und kniff die Augen kurz zusammen.

„Mel, Leon, Kennedy, Martha, Lewis, Renesmee, Rosalie und Emmett"

Das Haus wurde still. Mateo verschluckte sich und mein Vater zog eine Braue in die Höhe.
„Oh?", fragte Mom.
„Mel", war meine einzige Erklärung. Das schüttelte leicht den Kopf und Mateo kicherte, bevor er sich zu Mom drehte.
„Muss ich mit zu Tía Helena?"
„Du bleibst nicht zu meinem Geburtstag hier Mateo", fiel ich Mom ins Wort.
„Och, komm schon"
„Nein, Teo, du willst deine Schwester ja auch nicht bei deinem Geburtstag haben"

Mateo schien einige Sekunden zu brauchen, um den Kommentar zu verarbeiten, zuckte dann mit den Schultern und fing an den Tisch abzuräumen. Irgendwas war im Busch.

Als ich seinem diabolischen Gesicht begegnete, wusste ich, dass sich nur Mist anbahnen konnte.

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Am nächsten Morgen fing ich wie immer Leon am Fahrradständer ab und wir gingen gemeinsam in unsere erste Unterrichtsstunde.

Ich hatte es noch geschafft am Vorabend mein Geschichtsessay fertig zu bekommen und legte es zur Bewertung auf das Lehrerpult.Leon tat es mir gleich und wir setzten uns auf unsere Stammplätze.

Jasper kam kurz nach uns in den Raum, legte seinen Aufsatz ab und ging mit stoischem Blick an uns vorbei an den Platz in der letzten Reihe.

Ich warf Leon einen Blick zu und schüttelte mich leicht.
„Drei Leichen", murmelte Leon plötzlich. Verwirrt schaute ich zu ihm, er fing an zu grinsen. „In Jaspers Keller"

Ich schnaubte belustigt auf und schaute kurz zu dem Blonden, der die Stirn in tiefe Falten gelegt hatte. Er sah aus, als würde er gerade das Ende der Welt voraussehen.
„Mindestens zehn. Wenn nicht sogar zwanzig"

Leon lachte auf und ich biss mir auf die Zunge, um nicht auch loszukichern.

Der Geschichtsunterricht wäre nur halb so schlimm, wenn Jasper nicht reden würde. Mr. Wright hatte bereits aufgegeben und sank immer etwas in sich zusammen, wenn Jasper die Hand hob. Leon und ich mussten uns die meiste Zeit zurücknehmen nicht zu lachen.
„Das ist schon faktisch gesehen falsch, Mr. Wright. Wenn sie allein in die Quelle des Geschichtsbuches schauen würden, würden sie sehen, dass Kanada und die Staaten nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg–"

(Video) Vianney - Les imbéciles

„Faktisch ist, Mr. Hale, dass ich gerne meinen Unterricht fortsetzen würde, ohne jedes Mal von ihrem Geschichtswissen unterbrochen zu werden", seufzte der Geschichtslehrer müde und brachte die halbe Klasse zum Kichern.

Jasper schnaubte und schlug sein Buch zu.

„Nach heute dann einundzwanzig Leichen"
„Meinst du nicht, wir sehen Mr. Wright wieder?", sagte Leon amüsiert.Ich warf einen Blick zu Jasper, der meinen Blick kritisch begegnete. Ein Schauer lief mir den Rücken herunter. Er konnte unser Gespräch kaum verfolgt haben, dennoch sah er ziemlich beleidigt aus.

„So wie er mich gerade angesehen hat, sollte ich mich vielleicht auch auf die Liste setzen", murmelte ich.
„Nachdem du ihm gestern unterstellt hast, Trump zu wählen ist das kein Wunder", lachte Leon. Ich schüttelte mich leicht.
„Meinst du Emmett hat gepetzt?", fragte ich überrascht. Leon drehte sich einmal kurz um, schüttelte sich und nickte dann.
„Definitiv"

Nach der Geschichtsstunde hatte ich erst eine Doppelstunde Biologie, bevor noch eine Stunde Mathe folgte.

Ich war allein in dem Mathekurs und hatte die wundervolle Ehre neben Rosalie Hale sitzen zu dürfen. Am Anfang des Schuljahres war dies der Versuch unserer Lehrerin gewesen sie besser in den Kurs zu integrieren. Ich war recht gut in Mathe und Mrs. Hopps Hoffnung war es gewesen, dass ich Rosalie helfen würde unser Level zu erreichen.

Am Anfang hatte ich wirklich versucht nett zu der Blondine zu sein, doch irgendwann hatte ich aufgegeben. Sie war an Arroganz nicht zu übertreffen und wenn Jasper nicht schon so gruselig gewesen wäre, hätte ich sie zu der Unheimlichsten erkoren.

Ich holte meine Unterrichtsunterlagen aus meiner Tasche und wartete darauf, dass mich die Blonde mit ihrer Anwesenheit beglückte.

Als das Mädchen in den Raum kam hatte sie den Ausdruck im Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Ihre Nase war gerümpft und ihre vollen Lippen zu einer dünnen Linie gezogen. Ihr strafender Blick war auf mich gerichtet und ich gab mein Bestes gerade im Stuhl sitzen zu bleiben, als sie sich mir näherte, wie ein Raubtier seiner Beute. Mein Herz wurde schneller, meine Atmung beschleunigte sich, ich bekam wieder diese irrationale Angst.Um Rose' Lippen schlich sich ein Lächeln, als sie sich neben mich setzte und auch ihr Buch herausnahm.

„Wenn du mich nicht bei deinem Geburtstag haben willst, González, dann sag es mir einfach", murmelte sie nach einigen Sekunden der Stille.Ich war überrascht, dass sie überhaupt mit mir redete. Für einige Sekunden dachte ich wirklich darüber nach, sie auszuladen. Dann dachte ich jedoch an Mels traurigen Blick und den tadelnden meiner Mutter, sollten ich es wirklich machen.
„Wenn du nicht kommen willst, Hale, darfst du dich auch gerne selbst ausladen. Niemand zwingt dich zu kommen", gab ich zurück und drehte mich zu ihr.

Ihre Augen waren schwarz, die Augenringe saßen tief. Ich runzelte die Stirn und kämpfte gegen den Drang an, mich zu schütteln.

„Geht's dir gut?", fragte ich dann vorsichtig. Rose zog die Brauen zusammen.
„Warum?"
„Du siehst verdammt müde aus und deine Augen...", ich ließ den Satz in der Luft hängen. Es ging mich nichts an, rief ich mir ins Gedächtnis.

Ich schüttelte den Kopf und drehte mich nach vorn, wo die Lehrerin gerade mit dem Unterricht begann.Es ging mich wirklich nichts an und es sollte mich auch nicht interessieren.

Rosalie rutschte ein paar Mal auf ihrem Sitz hin und her, als sei ihr auf einmal wirklich etwas unangenehm. Ich versuchte ihr keinen weiteren Gedanken zu schenken. Es interessierte mich nicht, was mit den Cullens falsch war. Meine Neugierde hörte jedoch nicht auf die rationalen Stimmen in meinem Kopf.

Rose seufzte leise neben mir und schlug ihr Buch auf.
„Ness hat sich sehr gefreut, dass du sie eingeladen hast. Edward ist nur sehr vorsichtig, was sie angeht... Ich—“, sie stockte und holte tief Luft. „Hör zu, ich bin dir nicht böse, dass du meine Familie nicht sonderlich leiden kannst, aber ich werde alles dafür tun, dass Renesmee zumindest halbwegs normal aufwächst“

Diese wenigen Worte ließen mich erfolgreich wie ein Idiot fühlen.
Ja, die Cullens waren seltsam, aber sie waren alle adoptiert und ich wollte nicht wissen, wie sie davor gelebt hatten. „Ich habe nichts gegen Renesmee“, seufzte ich leise und schaute zu Rose, die mich kalkulierend musterte.
„Aber gegen mich“, es war eine reine Feststellung. Auf Rosalies Lippen legte sich ein Lächeln, dass ihre Augen nicht erreichte.
Ich rollte mit den Augen und kräuselte die Nase.
„Zu deiner Persönlichkeit kann ich nicht viel sagen, aber das, was ich bis jetzt von dir kennengelernt habe entspricht einer Person, die ich nicht sonderlich leiden kann“
„Melanies Exfreundin?“

Ich schaute die Blonde überrascht an. Ihre Aufmerksamkeit lag wieder an der Tafel, an die die Lehrerin gerade eine Gleichung schrieb.
„Ich bin vielleicht arrogant und eingebildet, Lucía, aber ich bin nicht dumm“, erklärte Rose. „Aber glaub mir. Ich stimme dir in einer Sache zu. Ohne mich ist deine kleine Freundin besser dran“

Sie hatte mich wirklich überrascht. Ich lachte leise auf und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Das wir uns je bei etwas einig sind“Rose warf mir ein teuflisches Grinsen zu und ein Schauer lief mir über den Rücken.
„Ja, wer hätte das gedacht“

„Miss González, Miss Hale, wenn sie etwas zum Unterricht beizutragen haben, dann bitte ich sie es laut zu tun, damit jeder es mitbekommt”, beschwerte sich Mrs. Hopps.
„Selbstverständlich. Lucía und ich haben uns nur darüber unterhalten, dass das Hauptproblem, welches sie uns auf der Tafel gezeigt haben, so nicht lösbar ist”

Einige Schüler kicherten, Mrs. Hopps sah kurz etwas überfordert aus, bevor sie sich zur Tafel drehte.Ich ließ meine Augen über die Rechnung gleiten und hob die Brauen. Rose hatte Recht — natürlich.

Der Rest der Unterrichtsstunde war tatsächlich nicht sehr spannend. Meine letzte Stunde vor der Mittagspause war Kunst. Eine der Stunden, in denen ich auch mit Emmetts Präsenz beglückt wurde.

Ich war nur froh, dass ich hier von den meisten in Ruhe gelassen wurde.Kunst war wie eine Verlängerung der Pause. Die Lehrerin war sehr entspannt und ließ uns im Unterricht Musik hören und herumlaufen. Zurzeit sollten wir Linolschnitte erstellen. Ich arbeitete daran eine Spielkarte zu erstellen. Die Herz Dame als ägyptische Königin. Noch hatte ich es geschafft mir nicht in den Finger zu schneiden.

Ich hörte laut über meine Earbuds Musik und schaffte es mein Umfeld weitestgehend auszublenden.Ein klopfen auf meine Tischplatte ließ mich aufschauen und einen Hörer rausnehmen.
„Vorne sind keine breiten Messer mehr. Brauchst du deins noch?“, Emmett hatte besagtes Werkzeug schon in der Hand.Er sah genauso müde aus wie Rose.
„Ja“, antwortete ich kurz angebunden, holte dann tief Luft und straffte meine Schultern.

Er hatte nett gefragt, es gab keinen Grund für mich wie eine komplette Bitch zu reagieren.
„Im Moment noch. Ich bin so in drei Minuten damit fertig, dann Bring ich es dir?”
Emmett nickte und zwinkerte einmal kurz, woraufhin ich die Stirn runzelte

Ich gab mir jedoch keine Zeit weiter darüber nachdenken, steckte meine Kopfhörer wieder in die Ohren und drehte "My Shot" aus dem Musical Hamilton wieder auf die oberste Lautstärke. Wenn ich meinen Musikgeschmack beschreiben sollte, dann war es definitiv ein guter Mix aus Musical und Indie. Meinen Softspot für Harry Styles und Taylor Swift mal abgesehen.

Mein Fuß wippte im Takt von dem Lied auf und ab und ich griff nach dem großen Messer, um endlich etwas von dem Hintergrund wegzuschaben. Als ich endlich fertig war, stand ich auf, drehte meine Musik leiser und ging rasch zu Emmett, der mich erwartungsvoll ansah, ein Lächeln auf seinen Lippen, was einen kleinen Teil von mir ein wenig ausflippen ließ. Nur konnte ich nicht ganz identifizieren, ob es das gute oder schlechte Ausflippen war.Ich räusperte mich leicht, drehte das Messer so, dass er den Holzgriff nehmen konnte, ohne sich zu schneiden.Gleichzeitig nutzte ich die Gelegenheit, um seinen Linolschnitt zu inspizieren.

"Das hast nicht du gemacht", stieß ich aus, bevor ich es stoppen konnte.
Sein Schnitt war so präzise und detailreich gearbeitet, dass ich nicht anders konnte als zu gaffen. Er hatte in seine Spielkarte einen Bären integriert, der so realistisch schon im Negativ des Schnittes aussah, dass ich nicht anders konnte, als seine Platte zu nehmen, um sie näher zu betrachten.
"Hey, bloß weil ich unglaublich gutaussehend und muskulös bin, heißt es nicht, dass ich untalentiert bin" und sofort wurde mir wieder bewusst mit wem ich es hier zu tun hatte.
Ich legte ihm die Platte wieder hin und verzog den Mund zu einer Linie. "Das war nicht das, was ich damit sagen wollte“
Emmett grinste mich an und legte den Kopf schief. "Ich weiß, danke"
Ich schnaubte einmal und drehte mich schwungvoll um straffte meine Schultern. Warum musste mich jede Begegnung mit Emmett Cullen so... triggern?

Als ich wieder auf meinem Platz saß durchsuchte ich meine Playlist nach einem guten Lied, um meiner aufsteigenden Wut einen guten Kanal zu geben.Ich fand nichts passendes, also griff ich frustriert nach einem kleineren Messer, um endlich an meinem Linolschnitt weiterzuarbeiten.

Doch wenn ich eins hätte wissen sollen, war es, dass ich unkonzentriert wurde, wenn ich so aufgebracht war. Ehe ich es mir versah, rutschte das Messer ab, und ich schnitt mit einem solchen Schwung in den Daumen, dass ich kurz Sternchen sah. Es gab neben Emmett noch weitere Sachen, mit denen ich überhaupt nicht klarkam und das war Blut.Die Sternchen, die erst von dem Schock gekommen waren, wurden nun zu einer ausgewachsenen Galaxie, die an meinen Augen vorbeirauschte, mein Magen verdrehte sich und dann spürte ich eine Welle der Übelkeit so sehr über mich waschen, dass ich drohte vom Stuhl zu kippen.

(Video) Lesky - Imbecile (Official Video)

Eine schwere, eiskalte Hand griff meine Schultern und mir wurde bewusst, dass ich wirklich beinahe vom Stuhl gefallen wäre.
"Miss Trunch, wir haben das erste Opfer der Stunde", erklang Emmetts Stimme von hinter mir, bevor sich die Galaxie endlich in Schwärze verwandelte und ich gegen Emmett zusammensackte.

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Videos

1. The Imbeciles -- You're Gonna Wanna (official video)
(The Imbeciles)
2. Alpha Blondy - Les Imbéciles
(Fad Sel)
3. The Imbeciles - One Hand Tommy (Official Video)
(The Imbeciles)
4. Tito Silva Alan Garcia "Imbéciles"
(Dr@colis Gt)
5. Mylène Farmer . on est tous des imbéciles.
(XxMYLENExFARMERxX)
6. The Imbeciles - 'D.I.E.' (Music Video)
(The Imbeciles)
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Author: Wyatt Volkman LLD

Last Updated: 03/06/2023

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